21
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December
2023
·
8
Minuten Lesezeit

Cloud abseits der großen Drei

Wer an Cloud denkt, denkt auch direkt an die drei großen Cloud-Provider: Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform (GCP) und Microsoft Azure. Es gibt jedoch eine Vielzahl interessanter Alternativen. Viele davon müssen sich auch nicht vor den Großen verstecken. Wir schauen uns in diesem Artikel einige dieser Anbieter an und überlegen, wann sich diese (aus der durchaus subjektiven Sicht des Autors) lohnen könnten.

Was ist eigentlich ein Cloud-Anbieter?

AWS, GCP und Azure sind eindeutig Cloud-Anbieter – sie haben gewissermaßen den Begriff geprägt. Aber was müssen andere Anbieter im Angebot haben, damit diese auch wirklich als ernstzunehmende Cloud-Anbieter wahrgenommen werden?

Hier gibt es leider keine klare Antwort, aber ein Vergleich bekannter Anbieter zeigt schnell, dass mindestens Cloud-Ressourcen in den folgenden Bereichen angeboten werden: Compute (Maschinen, Container etc.), Datenbanken, Storage und Networking (Load Balancer, DNS etc.). Das ist nicht verwunderlich, da Bausteine in diesen Kategorien oft notwendig sind, um typische Enterprise-Anwendungen zu realisieren.

Ein weiteres Merkmal ist die Möglichkeit, Cloud-Ressourcen dynamisch via API verwalten zu können. Statt Ressourcen ausschließlich über die Web-Oberfläche anlegen zu können, ist dies etwa über eine REST-API möglich. Das ist oft die Grundlage, um eine hohen Automatisierungsgrad mithilfe von Werkzeugen im Bereich Infrastructure as Code zu erreichen.

Zusätzlich wird erwartet, dass der Anbieter Ressourcen nicht nur in einem Rechenzentrum anbietet, sondern in verschiedenen geografischen Regionen. Dies ermöglicht nicht nur die Gestaltung von hochverfügbaren Anwendungen, sondern auch den bestmöglichen Service für Kunden an verschiedenen Orten zu gewährleisten.

Die Enterprise-Anbieter

Auch alteingesessene Unternehmen im Enterprise-Umfeld treten inzwischen als Cloud-Anbieter auf. Oracle mit Oracle Cloud Infrastructure (OCI) und IBM mit IBM Cloud sind zwei nennenswerte Beispiele. Die Fülle an angebotenen Services ist durchaus beeindruckend und deckt alle üblichen Anforderungen an Cloud-Infrastruktur ab.

Im Vergleich mit den großen Anbietern stechen diese auf den ersten Blick nicht heraus. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass diese Anbieter einen Fokus auf die von ihnen entwickelten Produkte legen. So gibt es im Bereich der Datenbanken die hauseigenen Produkte wie Oracle DB und MySQL in der OCI sowie Db2 und Cloudant in der IBM Cloud. In einer Form, wie sie bei anderen Cloud-Anbietern so nicht vorhanden sind.

Speziell in der IBM Cloud liegt zudem ein großer Fokus auf der im Bereich Machine Learning und Künstliche Intelligenz angesiedelten Produktfamilie rund um Watson. Die einfache Verwendung dieser Services lässt sich in anderen Clouds sicher nur schwer replizieren.

Es heißt "Nobody ever got fired for buying IBM", aber ob das auch in der Cloud gilt, sei dahingestellt. Wer bereits eine enge Beziehung zu den genannten Unternehmen pflegt und im Speziellen auch Produkte wie Oracle DB oder IBM Db2 einsetzt, mag aber durchaus diese Cloud-Provider in Betracht ziehen.

Die weit entfernten Anbieter

Die US-amerikanischen Unternehmen dominieren ganz klar den Cloud-Markt – zumindest aus westlicher Sicht. Dennoch lohnt ein Blick gen Osten. Mit der Alibaba Cloud und Tencent Cloud gibt es mindestens zwei große chinesische Cloud-Anbieter.

Auch wenn diese eher unbekannt sind, müssen sie sich durch die schiere Anzahl von Services nicht vor Giganten wie AWS und Co. verstecken. Technologisch machen sie definitiv einen soliden Eindruck.

Naturgemäß sind die Datenzentren primär auf den chinesischen und weiteren asiatischen Raum konzentriert. Dennoch gibt es auch punktuell die Möglichkeit, Cloud-Ressourcen in der westlichen Hemisphäre zu platzieren.

Während chinesische Anbieter für viele Unternehmen in der westlichen Welt aufgrund von Datenschutzbedenken selten zum Einsatz kommen werden, können sie durchaus in Frage kommen, wenn es darum geht, in die asiatischen Märkte – speziell China – einzudringen. Um zu schauen, was technologisch auf der anderen Seite der Welt so passiert, lohnt sich ein Blick in jedem Fall.

Die trendigen Anbieter

Eine weitere Menge von Cloud-Anbietern könnte man gewissermaßen der Start-Up-Szene zuordnen. Nennenswerte Vertreter dieser Kategorie sind Digital Ocean und Scaleway. Hier sind alle relevanten Services vorhanden, der Schwerpunkt jedoch liegt deutlich weniger auf klassischen Enterprise-Anforderungen.

So lassen sich häufig keine Datenbanken wie Oracle DB oder SQL Server finden. Stattdessen werden Open-Source-Produkte wie Postgresql und Co. angeboten. Das Angebot ist deutlich reduzierter und beschränkt sich bewusst auf einzelne Services in der jeweiligen Kategorie. Das überschaubare Angebot geht häufig mit einer einfacheren, fast schon spielerischen Bedienung einher – sei es über eine moderne Web-Oberfläche oder via API.

Die Verteilung der Datenzentren ist auch deutlich überschaubarer und beschränkt sich auf wenige Regionen. Scaleway ist speziell auf Europa begrenzt, während Digital Ocean zwar weltweit agiert, die Anzahl der Datenzentren jedoch geringer als bei größeren Anbietern ist.

Diese kleineren Anbieter bieten sich häufig dann an, wenn die eigenen Anforderungen genau vom Angebot abgedeckt werden und gleichzeitig von der vergleichsweisen Simplizität profitieren können.

Zudem stammen viele der kleineren Anbieter nicht nur aus den USA, sondern haben ihren Sitz etwa in Europa, was aus Datenschutzgründen ein großer Vorteil oder sogar eine Notwendigkeit für viele Unternehmen sein kann.

Die pragmatischen Anbieter

Während sich viele Provider oft wie kleinteilige Baukasten anfühlen, bei denen mühselig die eigene Infrastruktur zusammensteckt wird, folgen einige Anbieter einem anderen Ansatz und agieren als Application Platform. Nicht die Infrastruktur, sondern die Anwendung steht im Fokus.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Gattung ist Heroku. Aber auch neuere Anbieter wie Render lassen sich hier einreihen. Diese Anbieter agieren teilweise als eine Fassade für andere Cloud-Provider und betreiben nicht notwendigerweise ihre eigenen Rechenzentren.

Im einfachsten Fall ermöglicht so eine Application Platform sehr schnell Anwendung bereitzustellen. Oft reicht die Angabe eines Git-Repositories, der den Anwendungscode enthält, und der benötigten Cloud-Ressourcen (Datenbank, Cache etc.). Um den Rest kümmert sich die Plattform weitestgehend von selbst – inklusive Skalierung und Ausfallsicherheit.

Dieser Ansatz hat dann Vorteile gegenüber klassischen Cloud-Providern, wenn Anwendungen schnell bereitgestellt werden müssen und die Flexibilität bezüglich Infrastruktur nicht notwendig ist. Bei speziellen Anforderungen kommen diese Anbieter jedoch weniger in Frage. Die Simplizität wird zudem häufig durch höhere Kosten begleitet.

Die spezialisierten Anbieter

Es gibt auch eine Reihe von spezialisierten Anbietern, die sich bewusst nur auf bestimmte Cloud-Services konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist Serverless Edge Computing – also die Ausführung von Code so nah beim Kunden wie möglich, ohne dabei über Maschinen oder ähnliche Details nachdenken zu müssen. Ziel ist hier unter anderem die Minimierung von Latenz.

Stellvertreter sind jüngere Anbieter wie Netlifly, Vercel, Fly, aber auch altbekannte Gesichter wie Cloudflare. Diese Form des Serverless Edge Computing ist häufig bei Anbietern im Umfeld der Content Delivery Networks (CDN) vorzufinden, da diese bereits weltweit Rechenzentren betreiben.

Serverless und insbesondere im Bereich Edge Computing ist natürlich nicht uneingeschränkt für alle Anwendungen praktikabel. Ist dies aber der Fall und die Anwendung profitiert zudem von geringen Latenzzeiten, lässt sich dies mit genannten Anbietern sehr leicht umsetzen. Eine ähnliche Umsetzung mit anderen Cloud-Anbietern bedarf indessen deutlich mehr Aufwand.

Benötigt die Anwendung dennoch weitere Cloud-Ressourcen (z.B. eine Datenbank) können die Provider natürlich klug mit klassischen Cloud-Providern kombiniert werden. Um vollständig im Bereich Serverless zu bleiben, könnten jedoch auch Database-as-a-Service-Anbieter wie etwa CockroachDB zum Einsatz kommen.

Warum alternative Cloud-Provider?

Die Entscheidung, einen der großen Cloud-Provider, AWS, GCP oder Azure, zu wählen, ist selten falsch. Die angebotenen Services decken praktisch alle üblichen Anforderungen Cloud-basierter Anwendungen ab.

Alternative Anbieter werden vor allem dann reizvoll, wenn Aspekte wie Kosten, Datenschutz, Support oder einfachere Verwendung eine hohe Wichtigkeit einnehmen. Um jedoch überhaupt die freie Wahl zwischen den verschiedenen Cloud-Providern zu haben, ist es hilfreich, wenn die Anwendung technologisch weitestgehend auf Standard-Lösungen setzt und eben keine allzu speziellen Anforderungen hat.

Verwendet die Anwendung etwa eine Oracle DB und soll dennoch von einer verwalteten Cloud-Datenbank profitieren, fallen bereits eine Menge potentieller Anbieter weg. Verwendet diese hingegen PostgresSQL, stehen nahezu alle Anbieter zur Verfügung. Je mehr auf etablierte und weit verbreitete Technologien, oft aus dem Open Source-Bereich, gesetzt wird, desto flexibler gestaltet sich die Wahl des Cloud-Anbieters.

Verhindern technische Voraussetzungen die Wahl des gewünschten Providers, kann im Notfall eine Multi-Cloud-Strategie zum Einsatz kommen. So könnten die benötigten Technologien verschiedener Anbieter kombiniert werden – nicht selten ohne dabei Kompromisse wie etwa erhöhte Latenz oder Kosten in Kauf zu nehmen.

Kurz gesagt

Wer keine speziellen Anforderungen hat, braucht keinen speziellen Cloud-Provider. Hier stellen die großen Drei immer eine gute Wahl dar. Wer sie doch hat, hat in jedem Fall eine große Auswahl alternativer Anbieter.

Fortsetzung folgt

In den kommenden Wochen und Monaten erscheinen weitere Artikel zum Thema Cloud.

Weitere Artikel der Serie: 

Cloud! Aber wie?

Feature-Branch-Deployments

YAML-Experte gesucht

Was ist eigentlich aus Serverless geworden?

Der Artikel ist Teil der IT Spektrum 01/23 S. 50

Die Vorschau des Magazins ist hier zu finden.

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Was ist eigentlich ein Cloud-Anbieter?

AWS, GCP und Azure sind eindeutig Cloud-Anbieter – sie haben gewissermaßen den Begriff geprägt. Aber was müssen andere Anbieter im Angebot haben, damit diese auch wirklich als ernstzunehmende Cloud-Anbieter wahrgenommen werden?

Hier gibt es leider keine klare Antwort, aber ein Vergleich bekannter Anbieter zeigt schnell, dass mindestens Cloud-Ressourcen in den folgenden Bereichen angeboten werden: Compute (Maschinen, Container etc.), Datenbanken, Storage und Networking (Load Balancer, DNS etc.). Das ist nicht verwunderlich, da Bausteine in diesen Kategorien oft notwendig sind, um typische Enterprise-Anwendungen zu realisieren.

Ein weiteres Merkmal ist die Möglichkeit, Cloud-Ressourcen dynamisch via API verwalten zu können. Statt Ressourcen ausschließlich über die Web-Oberfläche anlegen zu können, ist dies etwa über eine REST-API möglich. Das ist oft die Grundlage, um eine hohen Automatisierungsgrad mithilfe von Werkzeugen im Bereich Infrastructure as Code zu erreichen.

Zusätzlich wird erwartet, dass der Anbieter Ressourcen nicht nur in einem Rechenzentrum anbietet, sondern in verschiedenen geografischen Regionen. Dies ermöglicht nicht nur die Gestaltung von hochverfügbaren Anwendungen, sondern auch den bestmöglichen Service für Kunden an verschiedenen Orten zu gewährleisten.

Die Enterprise-Anbieter

Auch alteingesessene Unternehmen im Enterprise-Umfeld treten inzwischen als Cloud-Anbieter auf. Oracle mit Oracle Cloud Infrastructure (OCI) und IBM mit IBM Cloud sind zwei nennenswerte Beispiele. Die Fülle an angebotenen Services ist durchaus beeindruckend und deckt alle üblichen Anforderungen an Cloud-Infrastruktur ab.

Im Vergleich mit den großen Anbietern stechen diese auf den ersten Blick nicht heraus. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass diese Anbieter einen Fokus auf die von ihnen entwickelten Produkte legen. So gibt es im Bereich der Datenbanken die hauseigenen Produkte wie Oracle DB und MySQL in der OCI sowie Db2 und Cloudant in der IBM Cloud. In einer Form, wie sie bei anderen Cloud-Anbietern so nicht vorhanden sind.

Speziell in der IBM Cloud liegt zudem ein großer Fokus auf der im Bereich Machine Learning und Künstliche Intelligenz angesiedelten Produktfamilie rund um Watson. Die einfache Verwendung dieser Services lässt sich in anderen Clouds sicher nur schwer replizieren.

Es heißt "Nobody ever got fired for buying IBM", aber ob das auch in der Cloud gilt, sei dahingestellt. Wer bereits eine enge Beziehung zu den genannten Unternehmen pflegt und im Speziellen auch Produkte wie Oracle DB oder IBM Db2 einsetzt, mag aber durchaus diese Cloud-Provider in Betracht ziehen.

Die weit entfernten Anbieter

Die US-amerikanischen Unternehmen dominieren ganz klar den Cloud-Markt – zumindest aus westlicher Sicht. Dennoch lohnt ein Blick gen Osten. Mit der Alibaba Cloud und Tencent Cloud gibt es mindestens zwei große chinesische Cloud-Anbieter.

Auch wenn diese eher unbekannt sind, müssen sie sich durch die schiere Anzahl von Services nicht vor Giganten wie AWS und Co. verstecken. Technologisch machen sie definitiv einen soliden Eindruck.

Naturgemäß sind die Datenzentren primär auf den chinesischen und weiteren asiatischen Raum konzentriert. Dennoch gibt es auch punktuell die Möglichkeit, Cloud-Ressourcen in der westlichen Hemisphäre zu platzieren.

Während chinesische Anbieter für viele Unternehmen in der westlichen Welt aufgrund von Datenschutzbedenken selten zum Einsatz kommen werden, können sie durchaus in Frage kommen, wenn es darum geht, in die asiatischen Märkte – speziell China – einzudringen. Um zu schauen, was technologisch auf der anderen Seite der Welt so passiert, lohnt sich ein Blick in jedem Fall.

Die trendigen Anbieter

Eine weitere Menge von Cloud-Anbietern könnte man gewissermaßen der Start-Up-Szene zuordnen. Nennenswerte Vertreter dieser Kategorie sind Digital Ocean und Scaleway. Hier sind alle relevanten Services vorhanden, der Schwerpunkt jedoch liegt deutlich weniger auf klassischen Enterprise-Anforderungen.

So lassen sich häufig keine Datenbanken wie Oracle DB oder SQL Server finden. Stattdessen werden Open-Source-Produkte wie Postgresql und Co. angeboten. Das Angebot ist deutlich reduzierter und beschränkt sich bewusst auf einzelne Services in der jeweiligen Kategorie. Das überschaubare Angebot geht häufig mit einer einfacheren, fast schon spielerischen Bedienung einher – sei es über eine moderne Web-Oberfläche oder via API.

Die Verteilung der Datenzentren ist auch deutlich überschaubarer und beschränkt sich auf wenige Regionen. Scaleway ist speziell auf Europa begrenzt, während Digital Ocean zwar weltweit agiert, die Anzahl der Datenzentren jedoch geringer als bei größeren Anbietern ist.

Diese kleineren Anbieter bieten sich häufig dann an, wenn die eigenen Anforderungen genau vom Angebot abgedeckt werden und gleichzeitig von der vergleichsweisen Simplizität profitieren können.

Zudem stammen viele der kleineren Anbieter nicht nur aus den USA, sondern haben ihren Sitz etwa in Europa, was aus Datenschutzgründen ein großer Vorteil oder sogar eine Notwendigkeit für viele Unternehmen sein kann.

Die pragmatischen Anbieter

Während sich viele Provider oft wie kleinteilige Baukasten anfühlen, bei denen mühselig die eigene Infrastruktur zusammensteckt wird, folgen einige Anbieter einem anderen Ansatz und agieren als Application Platform. Nicht die Infrastruktur, sondern die Anwendung steht im Fokus.

Der wohl bekannteste Vertreter dieser Gattung ist Heroku. Aber auch neuere Anbieter wie Render lassen sich hier einreihen. Diese Anbieter agieren teilweise als eine Fassade für andere Cloud-Provider und betreiben nicht notwendigerweise ihre eigenen Rechenzentren.

Im einfachsten Fall ermöglicht so eine Application Platform sehr schnell Anwendung bereitzustellen. Oft reicht die Angabe eines Git-Repositories, der den Anwendungscode enthält, und der benötigten Cloud-Ressourcen (Datenbank, Cache etc.). Um den Rest kümmert sich die Plattform weitestgehend von selbst – inklusive Skalierung und Ausfallsicherheit.

Dieser Ansatz hat dann Vorteile gegenüber klassischen Cloud-Providern, wenn Anwendungen schnell bereitgestellt werden müssen und die Flexibilität bezüglich Infrastruktur nicht notwendig ist. Bei speziellen Anforderungen kommen diese Anbieter jedoch weniger in Frage. Die Simplizität wird zudem häufig durch höhere Kosten begleitet.

Die spezialisierten Anbieter

Es gibt auch eine Reihe von spezialisierten Anbietern, die sich bewusst nur auf bestimmte Cloud-Services konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist Serverless Edge Computing – also die Ausführung von Code so nah beim Kunden wie möglich, ohne dabei über Maschinen oder ähnliche Details nachdenken zu müssen. Ziel ist hier unter anderem die Minimierung von Latenz.

Stellvertreter sind jüngere Anbieter wie Netlifly, Vercel, Fly, aber auch altbekannte Gesichter wie Cloudflare. Diese Form des Serverless Edge Computing ist häufig bei Anbietern im Umfeld der Content Delivery Networks (CDN) vorzufinden, da diese bereits weltweit Rechenzentren betreiben.

Serverless und insbesondere im Bereich Edge Computing ist natürlich nicht uneingeschränkt für alle Anwendungen praktikabel. Ist dies aber der Fall und die Anwendung profitiert zudem von geringen Latenzzeiten, lässt sich dies mit genannten Anbietern sehr leicht umsetzen. Eine ähnliche Umsetzung mit anderen Cloud-Anbietern bedarf indessen deutlich mehr Aufwand.

Benötigt die Anwendung dennoch weitere Cloud-Ressourcen (z.B. eine Datenbank) können die Provider natürlich klug mit klassischen Cloud-Providern kombiniert werden. Um vollständig im Bereich Serverless zu bleiben, könnten jedoch auch Database-as-a-Service-Anbieter wie etwa CockroachDB zum Einsatz kommen.

Warum alternative Cloud-Provider?

Die Entscheidung, einen der großen Cloud-Provider, AWS, GCP oder Azure, zu wählen, ist selten falsch. Die angebotenen Services decken praktisch alle üblichen Anforderungen Cloud-basierter Anwendungen ab.

Alternative Anbieter werden vor allem dann reizvoll, wenn Aspekte wie Kosten, Datenschutz, Support oder einfachere Verwendung eine hohe Wichtigkeit einnehmen. Um jedoch überhaupt die freie Wahl zwischen den verschiedenen Cloud-Providern zu haben, ist es hilfreich, wenn die Anwendung technologisch weitestgehend auf Standard-Lösungen setzt und eben keine allzu speziellen Anforderungen hat.

Verwendet die Anwendung etwa eine Oracle DB und soll dennoch von einer verwalteten Cloud-Datenbank profitieren, fallen bereits eine Menge potentieller Anbieter weg. Verwendet diese hingegen PostgresSQL, stehen nahezu alle Anbieter zur Verfügung. Je mehr auf etablierte und weit verbreitete Technologien, oft aus dem Open Source-Bereich, gesetzt wird, desto flexibler gestaltet sich die Wahl des Cloud-Anbieters.

Verhindern technische Voraussetzungen die Wahl des gewünschten Providers, kann im Notfall eine Multi-Cloud-Strategie zum Einsatz kommen. So könnten die benötigten Technologien verschiedener Anbieter kombiniert werden – nicht selten ohne dabei Kompromisse wie etwa erhöhte Latenz oder Kosten in Kauf zu nehmen.

Kurz gesagt

Wer keine speziellen Anforderungen hat, braucht keinen speziellen Cloud-Provider. Hier stellen die großen Drei immer eine gute Wahl dar. Wer sie doch hat, hat in jedem Fall eine große Auswahl alternativer Anbieter.

Fortsetzung folgt

In den kommenden Wochen und Monaten erscheinen weitere Artikel zum Thema Cloud.

Weitere Artikel der Serie: 

Cloud! Aber wie?

Feature-Branch-Deployments

YAML-Experte gesucht

Was ist eigentlich aus Serverless geworden?

Der Artikel ist Teil der IT Spektrum 01/23 S. 50

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